Ich nutze in allen meinen Kursen die Gebärden aus der DGS, der Deutschen Gebärdensprache. Soweit möglich, versuche ich auch immer die Gebärden zu nutzen, die tatsächlich auch in Bremen von Gehörlosen genutzt und verstanden werden. (Wenn man sich beliebiger Gebärden bedient, ist es, als würde man Sächsisch, Hessisch, Bayrisch und Friesisch mixen. Dies wird oft unwissentlich gemacht.)
Ich verwende keine frei erfundenen oder vereinfachten Gebärden, so wie dies bei mehreren bekannten Gebärdensammlungen der Fall ist.
Aus meiner ganz persönlichen Erfahrung mit meinen eigenen Kindern und auch im Austausch mit Anderen, darunter Menschen mit Beeinträchtigung, empfehle ich auch bei LUG, einer Form der Unterstützten Kommunikation, die Verwendung von DGS Gebärden, da ich nicht den Eindruck habe, dass das Erlernen und Durchführen der Gebärden dadurch maßgeblich erschwert wird.
Die Verwendung von DGS Gebärden schafft aus meiner Sicht Vereinheitlichung und Klarheit im Dschungel verschiedener Systeme, ermöglicht durch ein unbegrenztes Vokabular sehr viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten als andere Systeme, die beispielsweise auf 150-200 Zeichen begrenzt sind, es gibt mehr Lernangebote, Kinderbücher und Materialien und ermöglicht zudem eine barrierefreie Kommunikation mit Gehörlosen, stark Schwerhörigen oder CI Träger:innen.
Ich selbst kann in DGS, LBG und mit LUG kommunizieren.
DGS, LBG, LUG, GUK, UK ... Im Zusammenhang mit Gebärden findet man sehr viele verschiedene Systeme. Was bedeutet eigentlich was?
Hier eine sehr kurze Übersicht:
DGS: Deutsche Gebärdensprache. Sie ist eine eigenständige, visuelle und offiziell anerkannte Sprache mit umfassendem Wortschatz und eigener Grammatik. Sie umfasst zudem
zahlreiche regionale Dialekte.
LBG: Lautsprache begleitende Gebärden. Beim lautsprachlichen Sprechen wird jedes Wort zusätzlich mit einer Gebärde begleitet - daher der Name. Dabei nutzt man zwar Vokabeln aus der DGS, nicht aber deren Grammatik. Man nutzt die Grammatik, die bei Hörenden üblich ist und ergänzt zusätzlich Gebärden. (Für Gehörlose wirkt dies etwas befremdlich, in etwa so, als würde man Englisch mit Deutscher Grammatik sprechen. Für Hörende ist LBG aber meist leichter und intuitiver verständlich.)
LUG: Lautsprache unterstützende Gebärden. Hier werden nicht alle, sondern nur die wichtigen Schlüsselwörter eines Satzes mit Gebärden unterstrichen. Die Lautsprache wird "nur" unterstützt. Dabei kommen je nach Zeichensystem Gebärden aus der DGS oder vereinfachte und/oder neu ausgedachte Gebärden zum Einsatz. LUG ist eine Unterform der Unterstützten Kommunikation (UK).
Verschiedene Systeme / Gebärdensammlungen innerhalb von LUG:
Hier einige bekannte Beispiele
GUK: Ursprünglich für Kinder mit Trisomie 21 entwickelt, nutzt GUK eigene vereinfachte Gebärden mit dem Gedanken, dass diese von Kindern mit Einschränkungen leichter auszuführen sind.
Zwergensprache: Ursprünglich für Babys und Kleinkinder entwickelt, nutzt die Zwergensprache teils Gebärden aus der DGS und teils "vereinfachte" Gebärden mit dem Gedanken, dass diese von Kleinkindern leichter auszuführen sind.
Ben lernt Gebärden: Ebenfalls ein eigenes Zeichensystem mit Gebärden aus verschiedenen Sammlungen, "um die Kommunikation so leicht wie möglich zu gestalten".
Schau doch meine Hände an: Ebenfalls ein eigenes Zeichensystem mit Gebärden und richtet sich unter anderem gezielt an Menschen mit geistiger Beeinträchtigung.
BabySignal, Kleine Daumen, Kindergebärden nach Birgit Butz und Anna-Kristina Mohos, sowie weitere Anbieter:innen, mich eingeschlossen: Diese Anbieter:innen nutzen tatsächlich die Gebärden aus der DGS.
Auch wenn ich mich für DGS Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache einsetze, kommt es letztendlich darauf an, dass Sie sich für das System entscheiden, das zu IHNEN passt - ob als Einzelperson, als Familie oder als Einrichtung.
Zusammengestellt von Eleonora Stark