Besondere Zielgruppen

Für wen ist die Lautsprache Unterstützte Kommunikation mit Gebärden besonders geeignet?

 

Die Unterstützte Kommunikation mit Gebärden ist besonders geeignet für Kinder

- die Deutsch als Fremdsprache erlernen und mithilfe von Gesten besser die Bedeutung eines Wortes verstehen und ihre Bedürfnisse mitteilen können. Wörter mit Gebärden zu unterstreichen erleichtert massiv das Deutsch lernen.

- die später als Gleichaltrige sprechen, sogenannte Late Talker

- die (noch) nicht sprechen

- die ihre eigene Sprache sprechen

- die sehr unverständlich sprechen

- die von selektivem Mutismus betroffen sind

- die sich im Autismusspektrum befinden, (noch) nicht sprechen oder (zeitweise) nicht mehr sprechen, und/oder möglicherweise von starker Geräuschempfindlichkeit betroffen sind 

- die Trisomie 21 betrifft (häufig angeborene Zungenvergrößerung, fehlender Mundschluss, motorische funktionelle Beeinträchtigung von Zungen- und Lippenbändchen, Veränderungen von Gaumen, Kiefer und Zähne, verminderte Atemvitalkapazität, allgemeine Muskelhypotonie, Beeinträchtigung der Sensomotorik, häufiger von Hörbeeinträchtigung betroffen und mögl. geringeres auditives Kurzzeitgedächtnis) 

- die eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte hatten oder haben

- die entwicklungsverzögert sind

- die vorübergehend in ihrer Fähigkeit zu sprechen eingeschränkt sind, beispielsweise wegen Krankheit, einem Unfall oder einer Operation

- die eingeschränkt hören können und so mehr vom Gesagten mitbekommen

- die ein Cochlea Implantat (CI) tragen und so ein besseres Verständnis von der Lautsprache bekommen und ihnen ein zusätzlicher Kommunikationsweg angeboten wird

- die einen großen Bewegungsdrang haben

- die altersgemäß sprechen, aber in ihrem Umfeld Menschen haben, bei denen sie auf Kommunikationsbarrieren stoßen: beispielsweise Kinder, die kein Deutsch sprechen, jüngere Geschwisterkinder, die noch nicht sprechen können, oder ein Großelternteil, das nicht mehr sprechen kann. Mithilfe von Gebärden können die Kinder Brücken bauen.

 

Je nach individueller Zielgruppe haben die Gebärden einen anderen Nutzungsschwerpunkt, aber in allen Fällen erleichtern sie spürbar die Kommunikation.

 

Meiner Meinung nach sollte auch Kindern mit Cochlea Implantat das Gebärden niemals verwehrt werden. Gebärden sind für das Sprachverständnis ungemein hilfreich und jedes Mal, wenn das Kind das CI wegen unangenehmer Störgeräusche abnehmen möchte, oder das CI abgenommen werden muss: zum Baden, im Schwimmbad, in der Nacht, wenn der Akku leer ist und laden muss usw., ist es sehr hilfreich, wenn das Kind nicht ausschließlich auf Lippenlesen angewiesen ist. Auch Kurse in DGS sind daher zu empfehlen.

 

Tatsächlich geht es bei Kindern, die bislang gar nicht sprechen, und bei denen man auch nicht sicher sagen kann, wie viel sie von Gesagtem verstehen, nicht nur ums Sprechen - sondern auch ums Denken. Oft reicht auf-Dinge-im-Raum-zeigen nicht aus. Um komplexe und abstrakte Inhalte und Konzepte zu verstehen, braucht ein Kind Begrifflichkeiten, in denen es Denken kann. Es geht also auch um die innere Sprachentwicklung. Dabei ist nicht relevant, ob das Kind zunächst in Wörtern, Bildern oder Gebärden denkt. All dies sind wichtige Bausteine, auf die es später aufbauen kann und es ist von Bedeutung, von Anfang an diesem Kind mehrere mögliche Kanäle zum Verarbeiten und Kommunizieren anzubieten. 

 

Für wen ist die Unterstützte Kommunikation (UK) mit Gebärden weniger geeignet? 

 

Kinder, die nicht sprechen können UND körperlich nicht in der Lage ist, ihre Hände anzusteuern und die passenden Bewegungsabläufe auszuführen, profitieren zwar möglicherweise im Verständnis des Gesagten, können aber selbst nicht gebärden. Diesen Kindern kann möglicherweise die Kommunikation mithilfe von Tastern oder augengesteuerten Sprachcomputern helfen. Nonverbale Signale des Kindes wie Bewegungen des Kopfes oder Kussmund für "Ja" und Zunge raus für "Nein" werden entscheidend.

Für Kinder, die hören, aber nicht sehen können, sind die Gebärden nicht geeignet. Taubblinde Menschen wiederum nutzen oft Gebärden. Dabei werden die Handformen und Bewegungen des Gegenübers ertastet. 

 

Für taube Kinder kann die Lautsprache unterstützende Kommunikation mit Gebärden nur ein Einstieg, oder die Möglichkeit sein, das Wichtigste mitzubekommen. Unterstützte Kommunikation mit Gebärden und auch LBG kann die für taube Kinder essenzielle Gebärdensprache (DGS) als visuelle Sprache mit umfassendem Wortschatz und eigener Grammatik NICHT ersetzen! 

Das Erlernen von DGS-Gebärden bei der Unterstützten Kommunikation mit Gebärden kann die DGS als solche zwar niemals ersetzen, ermöglicht es jedoch, Kindern und Erwachsenen auf basale Art und Weise mit Gehörlosen zu kommunizieren, wenn sie diese treffen und ein Stück für mehr Inklusion beizutragen.